Im Licht einer Kerze

Bild zweier brennender Kerzen

Bei vielen religiösen und anderen bedeutenden Anlässen rund um den Globus werden Kerzen entzündet, die ihnen einen feierlichen und festlichen Rahmen verleihen. Bei uns ist es zur Winterzeit zum Beispiel das Weihnachtsfest, das mit Kerzen stimmungsvoll umrahmt und warm erhellt wird. Das Licht einer Kerze spricht uns oft unmittelbar emotional an – es kann uns Wärme, Gemütlichkeit und Geborgenheit schenken, sowie auch Trost, Hoffnung und innere Ruhe.

Kerzen und Lichter begleiten uns Menschen schon sehr lange. Vorläufer unserer heutigen Kerzen waren Talg- oder Oellampen, die bereits sehr früh «erfunden» wurden. So deuten Funde darauf hin, dass bereits die Cro-Magnon Menschen vor ca. 40’000 Jahren als Lichtquelle steinerne Schalen nutzten, in denen ein im Tierfett schwimmender Docht brannte. Weit verbreitet waren in der Antike die charakteristischen schnabelförmigen Oellampen. Sie bestanden aus einem flachen, geschlossenen, mit Oel gefüllten Tongefäss, das vorne in eine schnabelförmige Öffnung auslief, aus dem der brennende Docht ragte.

Die Erfindung der «eigentlichen» Kerze liegt Schätzungen zufolge ca. 5’000 Jahre zurück. Zu dieser Zeit wurden im vorderen Orient bereits Kerzen verwendet, die aus einem in Talg getauchten Docht aus Binsen, Stroh oder Papyrus hergestellt wurden. Die Römer zogen dann die ersten Kerzen, die bereits den bei uns heute noch gebräuchlichen ähnelten, indem sie gerollten Papyrus erstmals auch in geschmolzenes Bienenwachs tauchten.

Im Mittelalter war im kirchlichen Bereich das Bienenwachs als Rohstoff zur Kerzenherstellung vorgeschrieben, für den Alltagsgebrauch waren auch andere Rohstoffe wie zum Beispiel Talg zugelassen. Es entstanden neue Handwerksberufe rund um die Kerze: der Lichtzieher, der Kerzengiesser, der Wachskerzenhändler und der Talgkerzenhändler.

Ab dem 18. Jahrhundert gab es Kerzen aus Walrat, ab 1820 dann die ersten Stearinkerzen, und kurz darauf wurde das Paraffin als Rohmaterial für Kerzen entdeckt. Auch unsere heute gebräuchlichen Alltags-Kerzen bestehen immer noch aus einer Mischung von Stearin und Paraffin. Kerzen waren in vorindustrieller Zeit ein wichtiger Alltagsgegenstand, der in jedem Haushalt unentbehrlich zur Beleuchtung war, bis sich ab dem 19. Jahrhundert dann die Petroleum-, Gas- und die elektrische Beleuchtung durchsetzten.

Doch die Kerzen sind uns auch heute noch erhalten geblieben. Unberührt von allen technischen Entwicklungen sind sie Bestandteil unseres Lebens geblieben und begleiten unsere alltäglichen und unsere festlichen Momente gleichermassen. Denn das lebendige, warme Licht einer Kerze ist etwas Besonderes. Es vermag nicht nur, uns «physikalisch» unsere Umgebung zu erhellen, sondern es erhellt uns auch innerlich – es vermittelt Zuversicht, Hoffnung und innere Wärme. Und innere Wärme ist es, was wir brauchen, um in unserem Alltag menschlich zu empfinden und menschlich zu handeln.

Ich wünsche Ihnen und uns allen ein zuversichtliches und von menschlicher Wärme erfülltes Neues Jahr 2023!

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