Durchatmen im Wald

Waldboden mit Treppe

Der Wald ist ein ganz besonderer Ort für uns Menschen. Wir nutzen ihn gerne und oft zur Erholung – zum Wandern, Spazierengehen und Joggen, zum Picknicken und «Bräteln», zum Zusammensein in der Waldhütte, beim Orientierungslauf oder bei der Schnitzeljagd. Sehr viele Menschen erleben, dass sie sich im Wald auf einzigartige Weise regenerieren können, zur Ruhe kommen und auftanken können. Dass der Wald uns auf allen Ebenen von Körper, Seele und Geist guttut und wir uns nach einem Aufenthalt an der frischen, sauerstoffreichen Luft im Grünen wieder ausgeglichen und energiegeladen fühlen, können wir ganz unmittelbar spüren.

Unsere persönliche Erfahrung, dass der Wald uns aufbaut und unsere Gesundheit stärkt, wird auch durch Forschungen immer wieder bestätigt. Schon seit längerem ist gut belegt, dass der Wald psychisch ausgleichend und stabilisierend wirkt. Bewegung im Grünen wirkt nachweislich Depressionen und Angstzuständen entgegen. Sogar bereits kurze Aufenthalte ab fünf Minuten im Wald genügen, um Stimmung und Selbstbewusstsein zu steigern, wie eine Studie von Jo Barton von der Universität Essex zeigen konnte. Dass der Wald für die Entwicklung von Kindern von unschätzbarem Wert ist, zeigen Studienarbeiten aus der Waldkindergarten-Pädagogik. So fördert das Spielen mit unstrukturierten Naturmaterialien, wie sie der Wald bereitstellt, gleichermassen motorische, intellektuelle, kreative und soziale Fähigkeiten und senkt das Risiko für ADHS.

Und die Heilkraft des Waldes reicht noch weiter, wie Studien im Rahmen der in Japan beheimateten Naturmedizin «Shinrin-Yoku» («Waldbaden», «Baden in der Waldluft») zeigen. Eine Forschungsarbeit zu den physiologischen Wirkungen des «Waldbadens» belegt beispielsweise, dass bereits nach 20 Minuten Aufenthalt im Wald der Spiegel des Stresshormons Cortisol im Blut zurückgeht, Blutdruck und Pulsfrequenz sinken und die Tätigkeit des parasympathischen Nervensystems, das für Entspannung sorgt, zunimmt.  Weitere Studien weisen eine Stärkung des Immunsystems und eine Zunahme von Krebs-Abwehrzellen im Blut als heilsame Wirkungen des «Waldbadens» nach. Die Zunahme der Krebs-Abwehrzellen wird in Zusammenhang gebracht damit, dass wir über die Haut und die Atemluft pflanzliche Immunbotenstoffe, welche die Bäume des Waldes in die Luft abgeben, aufnehmen. Durch Atemübungen in der freien Natur kann die Aufnahme dieser Immunbotenstoffe, der so genannten Terpene, verstärkt werden.

Eine Gelegenheit, um das Auftanken im Wald mit spielerischen (Atem-) Übungen zu verbinden, hat kürzlich die Middendorf-Atemtherapeutin Lisbeth Bloch-Binz geschaffen, indem sie den ersten Atemweg der Schweiz in Safenwil AG ins Leben gerufen hat. Zwei unterschiedlich lange Rundwege können je nach Zeitbudget und Bedürfnis gelaufen werden. Nach dem Muster eines Vita-Parcours führt der Weg an verschiedenen Stationen vorbei, bei denen Halt gemacht und eine auf der Tafel beschriebene Übung durchgeführt werden kann. Das kann ein Barfuss-Parcours sein, bei dem man die Veränderung seines Atems auf verschiedenen Untergründen spüren kann, oder eine Waldtreppe, auf der man sich der Veränderung der Atemfrequenz bewusst werden kann. Ergänzend gibt es auf dem Atemweg auch geführte atempädagogische Angebote unter fachkundiger Leitung. Weitere Informationen: www.atemweg.ch

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