Die Botschaft der Düfte

Düfte – etwa Zimt und Tannengrün im Advent, eine Duftkerze oder ein feines Parfum – können augenblicklich eine ganz bestimmte, vielleicht schon lange vergessene Stimmung hervorrufen oder sogar vor unserem inneren Auge ein Bilderbuch lebhafter Erinnerungen ablaufen lassen.

Der Geruchssinn ist entwicklungsgeschichtlich gesehen unser ältester, basalster Sinn, und ihm ist eine Besonderheit eigen, die alle anderen Sinne nicht haben: die aufgenommenen Duftreize erreichen unmittelbar und ohne weitere Umwege unser emotionales Zentrum im Gehirn, das limbische System. Andere Sinnesreize, die über das Auge, das Ohr, den Tastsinn oder den Geschmackssinn ins Gehirn gelangen, müssen dort zuerst den Thalamus passieren, bevor sie weitergeleitet werden. Der Thalamus ist eine Gehirnregion im Mittelhirn, und seine Funktion wird gerne als «Tor zum Bewusstsein» umschrieben, da er die eingehenden Sinnesreize filtert und so darüber entscheidet, was ins Bewusstsein gelangt und was nicht.

Da Duftreize sozusagen «ungefiltert» und ohne Umweg über den Thalamus direkt in unser «emotionales Verarbeitungszentrum» gelangen, haben sie eine sehr direkte, unmittelbare und oft starke Wirkung auf unsere Emotionen. Diese Wirkung besteht selbst dann, wenn wir uns ihrer gar nicht bewusst werden. So spielt der Geruchssinn und seine (bewusste oder unbewusste) Wirkung auf die Emotionen eine zentrale Rolle dabei, ob wir jemanden mögen, das heisst: ob wir ihn oder sie «riechen können». Bereits unmittelbar nach der Geburt erkennt ein Säugling seine Mutter unfehlbar an ihrem Geruch.

Eng verbunden ist der Geruchssinn mit den Atemwegen und der Atmung. Denn Düfte nehmen wir über die Nase wahr – es sind winzige Geruchsmoleküle, die mit der Atemluft zur Riechschleimhaut in der oberen Nasenhöhle gelangen und sich dort als Geruchs-Sinnesreiz manifestieren. Mit jedem Atemzug nehmen wir über den Geruchssinn auf, wie unsere Umgebung riecht, und diese Sinnesbotschaften beeinflussen direkt auf unbewussten oder bewussten Wegen unsere Stimmungen und Emotionen. Unser Atem, der spürbar und erfahrbar auf jeden emotionalen Reiz äusserst fein abgestimmt reagiert, erhält so darüber hinaus über den Geruchssinn eine Vielzahl von Informationen, die unsere Stimmung beeinflussen, was die enge Verbindung des Atems mit unserer emotionalen Innenwelt verstärkt.

Vielleicht ist es daher kein Zufall, dass Düfte – etwa ätherische Öle in Erkältungssalben, oder der Thymiantee, mit dem wir inhalieren – unseren Atem oft sehr schnell wieder befreien können, wenn die Nase verstopft ist. Im Winter können Düfte ausserdem für uns ein schöner Weg sein, uns in eine Stimmung behaglichen Wohlbefindens zu versetzen. Auch wenn zur Winterszeit im Garten die Blütendüfte nun verweht sind, bieten sich viele andere Gelegenheiten, um Düfte zu erfahren. Geniessen wir also eine feine Duftkerze, warme Guetslidüfte oder ein Vollbad mit einem luxuriösen Badezusatz.

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