Ilse Middendorf (1910 – 2009) gilt weltweit als eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet des Atems. Bereits in früher Jugend entdeckte sie, dass körperliche Bewegung und der Atem aufeinander wirken und sich gegenseitig bedingen, da durch Bewegung der Atem angeregt und so als Atembewegung erfahrbar wird.
Ihr besonderes Interesse galt von Anfang an dem spontanen, nicht «gemachten», natürlichen Atem, so wie er von selber kommt. Sie erfuhr diesen Atem als etwas Ureigenes, Individuelles, in dem der Mensch so wie er ist ganzheitlich zum Ausdruck kommt.
Ihrer Bewegungsfreude entsprechend, liess Ilse Middendorf sich zunächst zur Gymnastiklehrerin ausbilden und eröffnete 1932 in Berlin eine Praxis für Bewegungslehre und Atempflege. In Cornelis Veening fand sie einen Atemlehrer, der sie in ihrer Suche, eine Atemform zu entwickeln, durch die der natürliche Atem zur Erfahrung wird, bestärkte und förderte. In jahrzehntelanger praktischer Arbeit mit dem Atem entwickelte sie ihre Methode des Erfahrbaren Atems und gründete in den 60er-Jahren das Institut für den Erfahrbaren Atem. 1965 erhielt sie eine Professur an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Berlin, wo sie mit Schauspiel-Studierenden intensiv an den Vokal-Atemräumen als Grundlage für die Lautbildung der Sprache arbeitete.
Bis ins hohe Alter leitete Ilse Middendorf das Institut für den Erfahrbaren Atem und bildete zahlreiche Menschen zu Atempädagoginnen und Atempädagogen aus. Die Methode Middendorf fand stetig zunehmende Verbreitung und Anerkennung, und es entstanden international weitere Ausbildungsinstitute.