Die Studie untersuchte die Wirkung von Atemtherapie nach Middendorf auf Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken, im Vergleich mit Physiotherapie. Die Patient/innen, die an der Studie teilnahmen, erhielten während sechs bis acht Wochen entweder Physiotherapie oder Atemtherapie. Die Atemtherapie-Lektionen wurden von Mitarbeitenden des Middendorf Institute for Breathexperience, Berkeley, gegeben. Die Studie wurde im Jahr 2005 in der wissenschaftlichen Zeitschrift «Alternative Therapies in Health and Medicine» publiziert.
Zusammenfassung
Hintergrund: Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken (cLBP) sind oft mit der herkömmlichen medizinischen Versorgung unzufrieden und suchen nach alternativen Therapien. Erfahrungen zeigen, dass Body-Mind-Techniken für Patienten mit Schmerzen im unteren Rücken (cLBP) hilfreich sind, da diese Techniken die Körperwahrnehmung (Propriozeption) verbessern, welche bei Patienten mit cLBP oft vermindert ist. Die Wirkung von Body-Mind-Techniken bei chronischen Schmerzen im unteren Rücken (cLBP) wurde jedoch bisher nicht systematisch untersucht. Atemtherapie ist eine westliche Body-Mind-Therapie, welche Körperwahrnehmung, Atmung, Meditation und Bewegung integriert. Vorläufige Daten deuten auf eine positive Wirkung der Atemtherapie auf die Propriozeption und auf die Schmerzen im unteren Rücken hin.
Ziel: Eine Bewertung der Wirkung von Atemtherapie auf chronische Schmerzen im unteren Rücken (cLBP).
Studiendesign: Randomisierte, kontrollierte Studie.
Setting: Academic Medical Center.
Teilnehmende: 36 Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken (cLBP).
Interventionen: Sechs bis acht Wochen (12 Sitzungen) Atemtherapie im Vergleich mit Physiotherapie.
Messungen und Messmethoden: Die Schmerzen wurden mit der visuellen Analogskala (VAS), die Funktionsfähigkeit mit der Roland Scale, der allgemeine Gesundheitszustand mit der Short Form 36 (SF-36) gemessen; jeweils zu Beginn der Behandlung, nach sechs bis acht Wochen und nach sechs Monaten. Die Körper-Balance wurde als potentieller Indikator für Propriozeption und Körperbewusstsein am Anfang und am Ende der Behandlung gemessen.
Ergebnisse: Im Vergleich zum Behandlungsbeginn, hatten sich nach der Behandlung bei den Patienten in beiden Gruppen die Schmerzen verbessert (VAS : -2.7 mit Atemtherapie, -2.4 mit Physiotherapie, SF-36 : +14,9 mit Atemtherapie und +21,0 mit Physiotherapie). Bei den Empfängern der Atemtherapie verbesserten sich die Funktionsfähigkeit (Roland: -4.8) sowie das körperliche und seelische Befinden (SF-36: +15.5 und +14.3). Bei den Empfängern der Physiotherapie verbesserte sich die Vitalität (SF-36: +15.0). Der Durchschnittswert der Verbesserungen war in beiden Gruppen gleich hoch. Nach sechs bis acht Wochen zeigten die Messungen einen Trend zu besseren Resultaten bei den Empfängern der Atemtherapie, nach sechs Monaten einen Trend zu besseren Resultaten bei den Empfängern der Physiotherapie. Die Messungen der Körper-Balance zeigten keine Verbesserungen und keine Zusammenhänge mit anderen Ergebnissen.
Schlussfolgerungen: Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken (cLBP) profitierten von deutlichen Verbesserungen ihrer Beschwerden durch die Atemtherapie. Die Veränderungen der Standard-Messwerte bezüglich Schmerzen und Beeinträchtigungen waren vergleichbar mit den Resultaten, die mittels hochwertiger, erweiterter Physiotherapie erzielt werden können. Atemtherapie war sicher. Qualitative Daten legen nahe, dass mit Atemtherapie verbesserte Bewältigungsstrategien und neue Einblicke in die Wirkung von Stress auf den Körper erzielt werden können. Die Messung der Körper-Balance schien kein geeignetes Mittel zu sein, die klinischen Veränderungen an Patienten mit cLBP zu messen.
(Übersetzung des englischen Original-Textes: Maria Held Bielert)
Quellenangabe: Die Studie kann hier online abgerufen werden.