Wenn Sie gesundheitliche Beschwerden haben – beispielsweise starke oder lang anhaltende Schmerzen – sollten Sie diese Beschwerden von Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin abklären lassen. Die Schulmedizin verfügt über eine Reihe von diagnostischen Instrumenten wie EKG, Röntgen, Ultraschall, EEG, MRT, CT etc., mit denen sich ermitteln bzw. ausschliessen lässt, ob eine organisch bedingte Störung vorliegt.
Eine organisch bedingte Störung bedeutet, dass ein Organ – oder ein Organsystem – physisch erkrankt ist und deshalb seine Funktion nicht mehr oder nur noch eingeschränkt erfüllen kann. Organische Erkrankungen zeigen sich als deutliche Befunde in einer medizinischen Untersuchung, und sie gehören in ärztliche Behandlung. Atemtherapie kann ergänzend (komplementär) dazu eingesetzt werden, um über das vegetative Nervensystem die Selbstheilungskräfte anzuregen und den Genesungsprozess psycho-physisch zu unterstützen.
Bei manchen – auch sehr störenden – Beschwerden ergibt jedoch die ärztliche Abklärung keinen organischen Befund. Dies ist zunächst eine gute Nachricht, denn es bedeutet, dass bei Ihnen organisch alles in Ordnung ist, Sie körperlich also gesund sind. Doch woher kommen dann Ihre Beschwerden, die Sie doch sehr deutlich spüren?
Beschwerden ohne organischen Befund sind so genannte funktionelle Störungen. Dies bedeutet, dass die organischen Systeme zwar physisch intakt sind, sie jedoch in ihrem Funktionieren trotzdem gestört sind. Die Ursachen für funktionelle Störungen finden sich oft in einem disharmonischen Zusammenspiel des Körpers mit der ihn «bewohnenden» Psyche. Funktionelle Störungen bringen etwas körperlich zum Ausdruck, was die Seele momentan mit ihren Mitteln nicht angemessen zu bearbeiten imstande ist. Man nennt solche Störungen daher auch psychosomatische Störungen (von griechisch Psyche = «Seele» und Soma = «Körper»). «Psychosomatisch» bedeutet nicht, dass Sie sich Ihr Leiden einbilden oder gar «simulieren». Solche Störungen sind vielmehr ein klares Zeichen, dass Sie «auf Ihren Körper hören» und dem Gleichgewicht von Körper und Seele mehr Beachtung schenken sollten.
Atemtherapie nach Middendorf eröffnet bei funktionellen Störungen einen ausgezeichneten Zugang, um mit dem eigenen Körper und der eigenen Seele – und ihrem fein abgestimmten Zusammenspiel – (wieder) in Kontakt zu kommen. Der Atem als einer der wesentlichen Körperrhythmen ist an allen Schritten Ihrer körperlich-seelischen Lebensgeschichte beteiligt, denn er reagiert sensibel auf alles, was Sie betrifft – auf körperliche Anstrengungen, auf seelische Regungen wie Freude, Angst, Schrecken oder Zorn, sowie auch auf einengende oder erweiternde Gedanken. Die Atemfunktion ist eng mit dem vegetativen (autonomen) Nervensystem und mit dem limbischen System im Gehirn, das die Gefühle steuert, verbunden. So lassen sich über den Atem gerade funktionelle Beschwerden sehr gut ansprechen und über die selbstregulierenden Kräfte des vegetativen Nervensystems wieder ins Gleichgewicht bringen.
Siehe auch Anwendungsgebiete